Ich zieh mich an (und langsam aus)
Rosenstolz

Er spielt Klavier in der schäbigsten Bar und allen war es seit langem klar,
daß die Pfandleihe sein Zuhause war.
Er trank nicht wenig und rauchte zuviel und lächelte freundlich in das Gewühl,
bis der Letzte um Fünf gegangen war.

Dann rannte er hastig ins Nachbarlokal, suchte und fand im dunstigen Saal
das Mädchen, das stündlich sich restlos entkleidet, worunter nur er und kein anderer leidet.

Ich zieh mich an und langsam aus, und nicht allein und nicht Zuhaus.
Ich bin auf dem Gebiet das Einzige was hier zieht, ich zieh mich an und langsam aus.
Ich bin vielleicht kein großes Licht, doch wenn ich strippe, dann merkt man's nicht.
Ich leb von meiner Haut, bin selten gut gebaut, ich zieh mich an und langsam aus.

In seinem Leid verkauft er's Klavier, bei einer Razzia folgte er ihr
und hielt um sie an, noch auf dem Revier.
Sie wurde brav und führte das Haus, putzte Gemüse und ging niemals aus,
doch bei Ultimo flogen sie hinaus.

Jetzt geht sie wieder ins alte Lokal, zeigt wie früher das Muttermal
und er wird wie kaum ein anderer beneidet, worunter nur er und kein anderer leidet.

Ich zieh mich an und langsam aus, und nicht allein und nicht Zuhaus.
Ich bin auf dem Gebiet das Einzige was hier zieht, ich zieh mich an und langsam aus.
Ich bin bestimmt kein großes Licht, doch wenn ich strippe, dann merkt man's nicht.
Steh' groß auf dem Plakat und wär' so gern privat, ich zieh mich an und langsam aus.
Ich zieh mich an und langsam aus...
(hinzugefügt von Thomas Wirth)